Vielleicht morgen

Es ist nicht so, als wollte ich nicht. Ich kann nicht, schaffe es nicht und irgendwann will ich dann auch nicht mehr. So läuft das Leben. Warten auf das „Morgen“, an dem ich mich leider als genau so feige entpuppe wie heute und gestern und all die anderen Tage. Inzwischen reihen sich schon feige Jahre aneinander, ich habe aufgehört zu zählen.
Über Gefühle reden endet an meiner Gedankenwand, an der ein Zettel heftet:
Nicht schon wieder!
Wie oft wollen wir das noch durchmachen?
Deine Gefühle sind Murks und du bist zu jung um das zu verstehen.
Herzliche Grüße, deine hyperaktiven Gedanken.
Beeindruckt, wie immer, von den Worten vergrabe ich meine Gefühlschaotiken irgendwo zwischen Brüsten und Hüfte und da siechen sie so vor sich hin, nicht bereit, ihr unterdrücktes Leben endlich aufzugeben. Sie wandern manchmal deutlich zu weit nach links oben, aber nie über meine Lippen. Wie ein Friedhof begraben diese jedes einzelne Wort, das beschriebe, wie sich das alles für mich anfühlt. Und auf den massiven Grabsteinen prangt die Inschrift:

Irgendwann war es für morgen zu spät.