Eine Busfahrt die ist.. nicht so lustig

Meine Erwartung bei meiner Ankunft in Rom:
Ein halb leerer Bus, viele Stunden Schlaf und gute Musik in den Ohren.

Die Realitaet sah dann anders aus:
Der Bus sollte um 23h vom ZOB in Rom losfahren, dass mein Flieger schon sieben Stunden zuvor landen wuerde, hatte mich beim Buchen irgendwie wenig gejuckt. Mein Desinteresse wurde mit sehr langwierigen Stunden in der Kaelte und Dunkelheit an einem dreckigen Busbahnhof bestraft. (Komisch, auch in Rom wird es gegen 17h dunkel.)
Statt eines leeren Buses, war dieser schon bei der Abfahrt in Rom 3/4 voll, alle im oberen Teil des Doppeldeckers, da die Busfahrer unten ihre Ruhe haben wollten (Sie redeten von Zusteigern in Mailand. Was gar kein Sinn machte, da wir nicht ueber Mailand fuhren.)
Nach ein paar Stunden Fahrt hielten wir in Firenze, wurden unsanft geweckt, und jeder, der noch keinen Sitznachbarn hatte, hatte ab jetzt einen. Das war der erste Moment, in dem mir auffiel, wie viele Migranten in dem Bus sassen, was mich doch sehr wunderte. Wer wollte schon mitten in den Woche nach Muenchen?

In Verona war es ein aehnliches Spiel, nur dass nun wirklich jeder einzelne Platz im oberen Teil besetzt war. Selbst eine junge Mutter hatte ihr kleines Baby im Arm, ein weiteres Kleinkind neben sich und ihr drittes, auch noch nicht schulpflichtiges Kind, schlief eine Reihe vor ihr.

Die naechsten Stunden im Bus vergingen schnell, irgendwo zwischen schlafen, traeumen, aufwachen, Rueckenschmerzen, Musik hoeren und Kaffee in der Morgenpause (so um 6.30h). Ich war gluecklich Mandy neben mir sitzen zu haben, die gerade ihr ERASMUS in Firenze macht.

Das war jetzt alles Einleitung, auch wenn schon diese ganzen Stunden nicht gerade spassig waren.
Der wirklich furchtbare Teil kam an der Grenze von Oesterreich nach Deutschland. Es wurden unsere Paesse kontrolliert.
Viele der Mitfahrer wurden nervoes. Einige Deutsche lediglich, weil sie ihren Anschlussbus in Muenchen nicht verpassen wollten.
Ich schaemte mich fuer meine Nationalitaet.

Bei vielen wurden die Paesse intensiver angeschaut, es wurde Ruecksprache am Telefon gehalten. Nach zwei Stunden (Die Nichtraucher bleiben bitte im Bus!!) im stehenden Bus war das Ergebnis, dass eine Familie aus Somalia (Vater, Mutter, Tochter, Tochter) und die junge albanische Mutter mit ihren drei Kindern aussteigen mussten.
Es wurde noch wild in einem Mischmasch aus 4,5 verschiedenen Sprachen diskutiert, doch letztlich waren ihre Dokumente nicht mit der Erlaubnis nach Deutschland einzureisen versehen.
Tschuldigung, aber was machen Sie nun mit den Fluechtenden?
Dazu duerfen wir keine Auskunft geben.
D
er junge Polizist, am rechten Bein seine Pistole, ueber seinen Haenden Gummihandschuhe drehte sich ohne weitere Blicke um und trampelte die steile Bustreppe hinunter.

Fuer ihn war es ein Standard-Einsatz und auch die Busfahrer meinte nur Wow, heute ist das die bisher hoechste Anzahl an Fluechtlingen, die wir nicht weiter mitnehmen koennen.

Ich konnte nicht weiter zusehen, wie man der jungen Mutter im Kampf mit den Traenen innerhalb von Sekunden alle Hoffnungen nimmt, in Deutschland ein neues, sicheres Leben zu beginnen.
Die somalianische Famile war gefasster, der Vater konnte sich wenigstens verstaendigen und schien nachzuvollziehen, was die Beamten ihnen sagten.

Als wir nach diesen zwei Stunden weiterfuhren sagte zwei Reihen hinter mir ein ca. 20-jaehriger Deutscher Nie wieder Flixbus.

Und er merkte gar nicht, dass sich in unserer Welt zur Zeit ganz andere Probleme anhaeufen, als einen verpassten Anschlussbus. Tausende von Menschen verpassen tagtaeglich die Chance auf ein sicheres Leben.

 


3 Gedanken zu “Eine Busfahrt die ist.. nicht so lustig

  1. Liebende Coleel

    Eine tiefe Erfahrung die Du Uns da vermittelst
    Und das ist apokalyptisch
    Denn die Gegenwart erntert gerade die Saat der Vergangenheit
    Und ich werde nicht „Alle Wege führen nach Rom“ wandeln
    Alle Wege führen in`s Herz
    Und wenn nicht
    Dann stolpern die Menschen
    Weiter in eine unsichere Zukunft
    Deren Folgen Sich abzeichnen
    Und so frage Ich Mich immer
    Was haben all die Menschen an Weihnachten gedacht
    An Heilig Abend gefühlt
    Und die Kirchen Ihren Schäfchen verkündet
    Wieder gewarnt vor dem Bösen Wolf
    „Was Du säest das wirst Du ernten “

    Viel Liebeskraft
    danke Dir
    Joachim von Herzen

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